Bericht über eine Wanderruderfahrt (WaFa) mit dem Eisenbahnsportverein (ESV)
Ein Blick auf den Kalender zeigt, wir schreiben das Jahr 2016 nach Christie Geburt. Wir Ruderer vom ESV Schmöckwitz feierten das Pfingstfest (Die Ausgießung des „Heiligen Geistes“) mit einer Ruderwanderfahrt auf Neiße und Oder, den Grenzflüssen zu unseren polnischen Nachbarn.
Die Fahrt begann am Freitag den 13. Mai in der brandenburgischen Stadt Guben mit Starkregen, Blitz und Donner direkt über uns. Was für ein furioser Auftakt!
Guben ist eine besondere europäische Stadt, die durch den Fluss Neiße in zwei Hälften geteilt wird. Die Hälfte auf der Ostseite der Neiße, Gubin genannt, war ehemals das Stadtzentrum. Es gehört seit 1945 zu Polen.
Die Neiße markiert die Grenze zwischen zwei Ländern und ist erst nach 1990 für Wassersportler zugänglich und nutzbar. Daher hatten alle Beteiligten bei den ersten 15 Kilometern der Fahrt bis zur Mündung in die Oder bei Ratzdorf „Neuwasser“.
Die Neiße ist im Gegensatz zur Oder keine Bundeswasserstraße und daher ziemlich urwüchsig man könnte auch sagen unaufgeräumt und für Ruderboote schwierig zu steuern.
Beim Übergang auf die viel breitere Oder ging es gleich furios weiter.
Es blies uns ein ziemlich starker Wind entgegen, der uns viel Kraft abverlangte.
Dieser kräftige Gegenwind sollte uns dann an allen drei Rudertagen, von einigen Ausnahmen abgesehen, erhalten bleiben. Mittagspause mit dem gewohnt leckeren Picknick des ESV war am Wasserwanderrastplatz in Aurit. Auch dieser Ort hat ein Pendant am gegenüberliegenden Oderufer. Der Ort heißt jetzt polnisch Urad.
Das erste Etappenziel war dann die Kleiststadt Frankfurt/Oder (Fko).
Wir übernachteten in einem komfortablen Hotel, welches für WaFa’s nicht immer Standard ist. Bei Spaziergängen zum „Italiener“ zum Abendbrot und nach dem Frühstück zum Frankfurter Ruderclub von 1882 e.V. konnten wir einige interessante Sehenswürdigkeiten wie die Universität „Viadrina“, das Rathaus und die Kirchenbauten von außen besichtigen.
Der Beginn der 2. Etappe von Fko nach Kienitz war nicht windig und bis zur Stadt Lebus, einer ehemaligen Bischofsresidenz, eher Bilderbuchwetter für Ruderer.
Beim Verlassen der Stadt Fko konnte man deren schöne Silhouette, auch Skyline genannt, bewundern. Erholsame Mittagspause war diesmal in Bleyen-Genschmar.
Seitdem ich dort meine Sonnenbrille abgesetzt habe, kam die Sonne auch bis zum Ende nicht mehr zum Vorschein. Hätte ich die Sonnenbrille man bloß aufbehalten!
In Kienitz hatten wir nette Wirtsleute die uns ein deftiges Abendbrot auftischten und sich auch sonst um unser Wohlergehen kümmerten.
Kienitz ist ein Dorf im Oderbruch, in dem ein sowjetischer Panzer auf einem Sockel steht, um die Erinnerung an die erbitterten Kämpfe, die 1945 entlang der Oder tobten, zu erinnern. Bei Kienitz überquerten sowjetische Kampfeinheiten zuerst die Oder, um dann weiter auf Berlin vorzurücken
Ein stummer Zeuge der vielen Zerstörungen war eine gesprengte Betonbrücke, die nur noch zur Hälfte auf polnischer Seite etwa in Höhe von Eisenhüttenstadt zu sehen war.
Die 3. Etappe hatte dann den Wasserwanderrastplatz in Hohenwutzen als Endpunkt der WaFa zum Ziel. Zwischendurch war in Güstebieser Lose eine kleine Autofähre und kurz vor Hohenwutzen eine unbenutzte Eisenbahnbrücke zu sehen.
Ansonsten war auf dieser Etappe die Weite der Landschaft und des Himmels am beeindruckendsten.
Auf polnischer Seite saß fast auf jeder Buhne ein Angler. Von Ortschaften war kaum etwas zu sehen. Aber auch das hatte etwas Schönes und Beruhigendes.
Zirka zwei Kilometer vor Hohenwutzen war es dann wieder windstill.
Der Wind war wie weggeblasen. Was uns schon irgendwie erstaunlich vorkam.
Nach dem Verladen der Boote und einer kurzen Stärkung, ging es dann heimwärts nach Schmöckwitz, um dort die Boote (Wien, Eger und Frohsinn 2) zu putzen. Es erwartete uns dort eine leckere, warme Mahlzeit, die wahlweise aus Kartoffelsuppe oder Linseneintopf bestand.
Die einzige längere kontroverse Diskussion während der Fahrt wurde dadurch verursacht, dass zu wenig Wasser mit viel Gas eingekauft wurde.
Sonst gab es keine Probleme die der Rede wert waren.
Allen Organisatoren und Helfern und dem tüchtigen Landdienst, besonders aber der Fahrtenleitung (VL) bestehend aus Ute und Matthias Sieg, sei herzlich für die Vorbereitung und Durchführung dieser WaFa gedankt.
Aufgeschrieben von Hartmut Z.